PETER ARBENZ
Ehemaliger Vizepräsident des Vereins

Verein Reintegration im Herkunftsland

Wir trauern um Peter Arbenz, unser Gründungsmitglied, das im September 2023 verstorben ist. Mit ihm verlieren wir einen aussergewöhnlichen Menschen von besonderer Tatkraft, grossem Mut und tiefgründiger Menschlichkeit.

 

Peter Arbenz erlangte nationale Bekanntheit, als ihn der Bundesrat im Jahre 1986 zum Delegierten für das Flüchtlingswesen ernannte. Bereits damals war die Asylfrage politisch höchst umstritten. Gesucht wurde eine Persönlichkeit, die in der Lage war, eine Asylpolitik zwischen Härte und naiver Offenheit zu gestalten, die Infrastruktur für Verfahren und Betreuung zügig aufzubauen und Vertrauen in die Politik des Bundesrates herzustellen. Dies gelang Peter Arbenz dank seiner enormen Schaffenskraft, seinem Organisations- und Kommunikationstalent. Diese Aufgabe im Brennpunkt der Politik war Peter Arbenz auf den Leib geschnitten, allerdings zum Preis grosser Anfechtungen aus verschiedenen politischen Lagern. Diese mochten ihn getroffen haben, ohne ihn aber je zu verbittern.

 

Bald erkannte er, dass Fluchtbewegungen nur ein Teil der weltweiten Migrationsströme waren, die, ausgelöst durch schwierige Lebensbedingungen und politische Spannungen in den Herkunftsländern, auch die Schweiz betrafen. Mit einem ausgesprochenen Sinn für strategisches Denken war er einer der Ersten, die eine kohärente Migrationspolitik und eine Gesamtschau der Flucht- und Migrationsbewegungen einforderten.

 

Immer mehr ging sein Blick über die nationalen Grenzen hinaus. Als junger Mann war er in einer für ihn prägenden Lebensphase für ein Hilfswerk in Nepal tätig gewesen und so mit den Lebensverhältnissen in der Dritten Welt vertraut. So war er überzeugt, dass das Thema der Migration nicht ausschliesslich auf nationaler Ebene behandelt werden kann, sondern international angegangen werden muss. Er war deshalb ein grosser Verfechter der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit, hat frühzeitig verschiedene Initiativen ergriffen, um diese zu intensivieren. Bald war er auch auf dem internationalen Parkett eine bekannte und anerkannte Persönlichkeit.

Wurde er zunächst vor allem als harter Manager einer restriktiven Asylpolitik wahrgenommen, erkannten viele nach und nach die grosse Menschlichkeit, die Peter Arbenz antrieb. Es ging ihm um die Menschen, denen er ohne Berührungsängste begegnete und deren Schicksale ihn bewegten. Er war oft bereit, in ihrem Interesse unkonventionelle Lösungen zu suchen und mit Zivilcourage an die Grenzen dessen zu gehen, was ihm an Kompetenzen zustand. Er verschaffte sich grosse Achtung auch bei seinen früheren Gegnern.

 

So war es nicht überraschend, dass er Jahre nach seinem Rücktritt als Direktor des Flüchtlingsamts zu den Gründern des Vereins Reintegration im Herkunftsland gehörte. Eine Rückkehr in Würde in das Herkunftsland war ihm ein wichtiges Anliegen für Menschen, die aus welchen Gründen auch immer in der Schweiz keine dauernde Bleibe haben konnten. Schon vor vielen Jahrzehnten hat sich Peter Arbenz für die Hilfe an Rückkehrer ausgesprochen. Bis in die letzten Wochen seines Lebens setzte er sich mit deren Schicksal auseinander und begleitete die Projekte unseres Vereins mit grossem Engagement. Ihm gehört unser grosser Dank für seine beispielhafte Lebensleistung.

 

Walter Schmid